Das härteste und glücklichste Race meines Lebens

Superlative sind nicht meine Sache. Aber in Roth gibt’s nichts anderes. Auch mein Race war eine Sache für sich. Die 226 km von Roth werde ich nicht vergessen. Es war einer der schönsten, emotionalsten und verrücktesten Tage meines Lebens.

Ankommen. Roth, das Triathlon-Mekka schlechthin: Weltrekordstrecke, weltgrösstes Tri-Event, weltbekannte Stars an Start. Kaum waren wir angekommen, wurden wir nonstop von hilfsbereiten Volunteers umsorgt. Jede Frage wurde einem von den Lippen abgelesen, jeder Wunsch erfüllt. Ich fühlte mich fast wie ein Weltklasse Pro :-)

Start. Wetterprognosen sind das eine, Wettkampfbedingungen das andere. Am 7.7. dann: ein trüber Morgen, eher kühl. Eigentlich ok. Eigentlich mein Wetter. Wir waren gut vorbereitet, hatten alles durchgespielt, hatten eine Support-Logistik aufgebaut. Die Helfer waren postiert.

Swim. Die 3,8 km Schwimmen im Main-Donau-Kanal liefen gut. Tausende von Zuschauern, schon morgens um 7 Uhr. Wahnsinn. Super Service in der ersten Wechselzone. Das ist Roth: Überall gibt’s gut gelaunte Helfer. Mehr als 7500 insgesamt.

Bike. Raus der ersten Wechselzone. Der Himmel verdüstert sich. Die Temperatur sinkt. Fieser Nieselregen. Ein Wasserfilm auf der Strasse. Ich sehe, wie Athleten in den Kurven stürzen. Langsam wird mir kalt. Die Narbenhaut, die mein Körper überzieht, ist viel zu dünn, um isolieren zu können.

Wir hatten bei den Vorbereitungen an alles gedacht – nur nicht, dass ich mich mitten im Sommer. unterkühlen könnte. Ab km 35 war ich völlig ausgekühlt. Ich zitterte und konnte kaum mehr den Lenker halten. Aufgeben? Auf ein Wunder hoffen? Bei km 90 stand mein Coach Semira und reichte mir eine Jacke. Ich musste vor Dankbarkeit weinen. Während der zweiten Runde wärmte sich mein Körper wieder etwas auf. Aber die Unterkühlung war mir tüchtig an die Substanz gegangen. Bike-Split für die 180 km: 5:53:26

Run. Der Himmel wurde heller, die Sonne begann zu nerven. Ab km 20 nervte auch mein Magen. Ich konnte keine Kohlenhydrate mehr zuführen. Einziger Energielieferant: Cola. Ich wurde müde, schloss beim Laufen zeitweise die Augen. Endlich endlich hörte ich den Arena-Speaker. Die Finishline kam näher. Zieleinlauf nach 12 Stunden und 9 Minuten!

Fazit. Einer der schönsten, emotionalsten und verrücktesten Tage meines Lebens. Das also ist Roth: Jeder erlebt dieses Race anders. Jeder geht an die Grenzen. Jeder wird getragen vom Publikum. An jedem Hotspot (aka “Stimmungsnest”) hörte ich schon von weitem meinen Namen. Der Speaker sagte kurz, wer ich war und warum ich am Race mitmache. So etwas Schönes habe ich noch nie erlebt!

Ich danke euch allen für den tollen und unbeschreiblichen Support. Dieses Rennen trage ich noch lange mit mir!

Und noch was: Ich möchte dieses Race Frank Holfeld widmen, meinen langjährigen Physiotherapeuten und Freund. Auch er war Triathlet und wollte immer mal in Roth starten. Diesen April ist er unverhofft aus dem Leben gerissen worden. Frank, du hast mich 226 km begleitet.

 

Beat Reck